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Donnerstag, 18. April 2024

"Ich bleibe hier" von Marco Balzano

Quelle: Diogenes Verlag
 
Graun. Südtirol. Irgendwann nach dem 1. Weltkrieg. Die Welt scheint einigermassen in Ordnung. Wären da nicht die Italiener. Welche Mussolini in Massen nach Südtirol bringt, um dieses zu "italienisieren".

Da ist aber auch Trina. Behütet aufgewachsen. Ein junges Bauernmädchen. Und Erich. Für den sie schwärmt. Den sie heiratet. Mit ihm 2 Kinder bekommt. Michael und Marica.

Die Jahre vergehen. Die Italiener bleiben unbeliebt. Faschisten sind in Graun sowieso verhasst. Und dann das noch. Die Bauarbeiten an einem Stausee beginnen.

Die nächste Katastrophe steht vor der Tür. Italien "packelt" mit Nazi-Deutschland. Die einheimische Bevölkerung wird vor die Wahl gestellt. Entweder bleiben oder ins Reich umzuziehen. Wegen des Sees macht man sich weniger Sorgen. Hitler baut Eisenbahnen, keine Stauseen.

Trina und ihre Familie entscheiden sich zu bleiben. Ausser Marica. Die entscheidet sich für Deutschland. Erich wird eingezogen und geht für den nicht geliebten italienischen Staat an die Front. Als er zurückkehrt, steht für ihn fest, nicht mehr in den Krieg zu ziehen. Nicht für Italien, noch weniger für Deutschland.

Michael hingegen ist fasziniert von den Nazis und wird zu einem solchen. Um seine Eltern zu schützen, meldet er sich freiwillig. 

Trina und Erich entscheiden sich zu desertieren. Im Winter. Richtung Schweiz. Sie werden von einer deutschen Patrouille gestellt. Trina greift zur Waffe und wird zur Mörderin. Nicht rechtzufertigen. Aber es geht ums nackte Überleben.

Irgendwann ist dann der Krieg vorbei. Sie kehren nach Graun zurück. Beginnen wieder normal zu leben. Wäre da nicht der Stausee, dessen Arbeiten wieder aufgenommen werden. Erich und die restlichen Bewohner von Graun gehen gegen den Bau vor. Sogar der Papst wird eingespannt. 

Von allen über den Tisch gezogen, müssen die Bewohner von Graun wegziehen. Da jetzt die Wasserhöhe von 5 auf 25 m geändert wird, verschwindet Graun im Wasser des Reschensees. 

Trina und Erich ziehen nach Neu-Graun. Michael lebt mittlerweile mit seiner Familie in Glurns. Trina und Erich haben kein Vieh mehr. Sind keine Bauern mehr. Erich stirbt 1953. Im Schlaf. An Erschöpfung.

Was blieb? Ein Kirchturm, welcher aus dem Reschensee ragt. Massentourismus. Nur wenige, die das Schicksal der einheimischen Bevölkerung hinterfragen.

Die "Welt am Sonntag" schrieb: Fein, leise und berührend. Pflichtlektüre für Südtirol-Liebhaber.

Hold fast!

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